Sloweniens vielfältiger Naturraum

Slowenien, das kleine Land im Herzen Europas, bietet eine kaum zu übertreffende Vielfalt verschiedener Naturräume. Vom Hochgebirge der Julischen Alpen über Mittelgebirgslandschaften, Karstgebiete mit tief eingeschnittenen Klammen, Höhlen und Schluchten, Moorgebiete, Seen und urwüchsige Flüsse. Mediterrane Impressionen vermittelt die im Süden an der Adria gelegene „Slowenische Riviera“, der Osten des Landes geht topografisch und klimatisch zur Pannonischen Tiefebene über.

Dabei ist Slowenien nicht nur im grünen Herzen Europas gelegen, es ist zudem selbst „im Herzen grün“. Denn die grünen Schätze des Landes werden verantwortungsvoll gepflegt, erforscht, verwaltet und einem schonenden Tourismus zugänglich gemacht. Massentourismus und eine „Urlaubsindustrie“ finden sich hier nicht, immer achten die Verantwortlichen auf einen förderlichen Ausgleich zwischen den Interessen von Einwohnern, Touristen und der Natur. All das drückt sich in konkreten Zahlen aus:

  • 60 Prozent des Staatsgebiets sind bewaldet
  • Mehr als ein Drittel der Fläche sind NATURA 2000 Schutzgebiet
  • Weniger als ein Drittel wird landwirtschaftlich genutzt
  • Mehr als 22.000 Tier- und Pflanzenarten sind verzeichnet
  • Davon sind  mehr als 100 Pflanzen und 850 Tierarten endemisch, kommen nur hier vor
  • 10.000 Kilometer Wanderwege sind angelegt und werden kontinuierlich gepflegt
  • 1 Nationalpark, 3 Regionalparks, 47 Landschaftsparks und 57 Naturreservate bei einer Gesamtbevölkerung von gerademal zwei Millionen Menschen und einer Fläche, die dem deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz entspricht

Natur erkunden in Naturparken und auf Themenwegen

Das Umweltministerium betont den Wert der landschaftlichen und biologischen Vielfalt für den Tourismus und wirkt in diesem Rahmen auf einen naturverträglichen Tourismus hin. Erholung und ein Sich-hinein-versetzen in die Umwelt rangieren an erster Stelle. Auf Extremsport und Leistungs-Tourismus wird explizit verzichtet, was aber nicht heißt, dass sportive Aktivitäten aller Art, an Land, zu Wasser, in der Luft und unter der Erde nicht Teil des touristischen Angebots wären, im Gegenteil…

Bergwege

Bergwege zu erwandern ist ein probates Mittel, mit sich und der Natur ins Reine zu kommen, den Geist und Körper auszulüften und die Großartigkeit der Landschaft auf sich wirken zu lassen. Slowenien bietet dazu jede Menge Gelegenheit, ist doch ein Großteil des Landes Gebirgs-, zum Teil auch Hochgebirgsregion.

Der Nordteil beherbergt die Julischen Alpen, einen Gebirgszug der südlichen Kalkalpen, dessen Namen auf Julius Cäsar zurückgeht, sowie die Steiner Alpen, einen Teil der Kranischen Alpen sowie den Höhenzug der Karawanken.

Nationalpark Triglav

Der Nationalpark Triglav ist das größte Schutzgebiet Sloweniens. Er beherbergt die überwiegende Anzahl der in Slowenien vorkommenden Arten von Flora und Fauna und ist wohl eines der bekanntesten Refugien in den Ostalpen, jedoch ohne dabei touristisch überlaufen zu sein.

Der Triglav ist mit 2864 Metern Höhe der höchste Berg Sloweniens und der Julischen Alpen. Südöstlich von Kranjska Gora gelegen beherrscht er ein Gebiet von großartiger Wildnis und Schroffheit und bildet in stilisierter Form das Nationalwappen Sloweniens. Triglav bedeutet dabei nichts anderes als „der Dreiköpfige“. Der Triglav Nationalpark, UNESCO Biosphärenreservat und Natura 2000 Gebiet, der in der Sache seit einhundert Jahren besteht, umfasst drei Schutzzonen, von denen die beiden inneren den höchsten Schutzstatus aufweisen. Das Jubiläum wird entsprechend gefeiert, vor allem mit dem alljährlichen Blumenfest in Bohinj.

Direkt von Kranjska Gora sowie vom Jasnasee aus führen Wanderwege ins Herz des Nationalparks zum Gipfel Vitranc, von wo aus man ein grandioses Panorama auf den inneren Bereich des Nationalparks und auf die umgebenden Karawanken, Karnische und Steiner Alpen genießt. Die Verbindung von Kranjska Gora nach Süden zur Soča und nach Bovec und zugleich die Trennlinie zwischen den slowenischen Ost-Julischen und den vorwiegend italienischen West-Julischen erfolgt über den Vršič-Sattel; Mangart, Razor und Prisojnik (Prisanc) bilden die optischen Höhenpunkte. Besonders das von der Straße aus gut sichtbare Felsengesicht des heidnischen Mädchens in der Prisojnik-Westwand sowie das Felsentor unter dem Gipfel, das mit 50 mal 80 Metern zu den größten im Alpenraum zählt, sind touristische Highlights, wobei das Felsengesicht sogar mit einer mythologischen Bedeutung aufwartet. Wie so oft im Alpenraum geht es dabei um eine Sagengestalt – hier eine Weissagerin – die aufgrund eines Verstoßes gegen die „Regeln der Zunft“ zur Strafe „versteinert“ wurde.

Wasserwege

Bergland ist gleich Flussland. Slowenien zählt zu den wasserreichsten Ländern Europas. Während die Mur und die Drau von Nordwesten aus Österreich kommen und über die Donau in das Schwarze Meer entwässern, fließt die Soča von den Hochalpen im Norden nach Südwesten und entwässert in den Golf von Triest.

Die Sava, ebenfalls den Julischen Alpen entspringend, wendet sich östlich und mündet in Serbien bei Belgrad in die Donau. Das Flusssystem Sloweniens wird auch als das „blaue Herz Europas“ bezeichnet. Blau auch deshalb, weil die Bäche und Flüsse gleichsam in einem tiefen Blau bzw. Blaugrün schimmern. Was daher rührt, dass sie von ihren Ursprüngen in den Bergen sehr viel an gelöstem Kalk mit sich führen, der die Farbe Blau des Lichtspektrums besonders reflektiert.

Die Mur und Drau sind mit ihren Auwäldern - auch in Slowenien - zudem Teil des „Amazonas Europas“, nämlich des „UNESCO 5-Länder-Biosphärenparks Mur Drau-Donau“. Slowenien beschränkt sich nicht auf Bergbäche und –Flüsse.

Intakte Naturräume am Wasser

Der wohl bekannteste Fluss Sloweniens ist die Soča. Sie entspringt in den Julischen Alpen nahe des Vršič-Passes und mündet bei Monfalcone in Italien unter dem Namen Isonzo in die Adria. Bekannt ist die Soča nicht nur für ihr kristallblaues Wasser und ihre Schluchten und Gumpen, sondern auch für die Marmorierte Forelle (Marmorata), eine Art bis zu 1,20 m Größe, die nur in den Zuflüssen in die nördliche Adria, vor allem der Soča, vorkommt. Die Art ist an sich in Slowenien nicht in ihrem Bestand bedroht, doch bringt die Hybridisierung mit der Bachforelle, die in der Vergangenheit von Anglern gern eingesetzt wurde, massive Probleme in den Bestand. In der Schweiz wurde die Marmorata zum Fisch des Jahres 2024 gekürt.

Das Soča-Tal war das erste, das sich mit seiner auf Nachhaltig ausgerichteten Entwicklung im Tourismus den Titel „Herausragendes europäisches Reiseziel“ (EDEN) verdient hat. Es überzeugte z.B. mit dem Projekt „Geschichten der Soča“, in dem auch an die kriegerischen Auseinandersetzungen v.a. zwischen Österreichern und Italienern im ersten Weltkrieg heute noch erinnert wird. Touristische Angebote gibt es viele, vom Canyoning, Rafting und Wildwasser-Kajakfahren bis hin zum Fliegenfischen und Wandern. Immer jedoch unter der Maßgabe der naturverträglichen Nutzung.

Der See von Bled

Der Bleder See, entstanden im Zuge der letzten Eiszeit, ist ein echtes Naturjuwel und ein touristisches Ziel erster Güte. Thermalquellen und ein eigener Entstehungsmythos um die Feeninsel Blejski Otok fast in der Seemitte zählen zu den Besonderheiten. Sechs Kilometer lang ist der Wanderweg um den See, dort werden auch Kutschfahrten angeboten. Ansonsten bietet der See alle Arten von Wassersportarten, im Winter friert der nur 475 Meter hoch gelegene See auch ab und an zu, ansonsten gehört er im Sommer zu den wärmsten Alpenseen. Spuren der uralten Besiedlung des Gebiets und die Burg von Bled auf einem Felsen am Nordufer sind beliebte Ausflugsziele.

Braunbär, Grottenolm und Krainer Biene

Das so waldreiche Slowenien ist heute noch und wieder Heimat für die einst überall in Europa heimischen großen Räuber Braunbär, Luchs und Wolf. Circa 900 Bären sind inzwischen wieder auf slowenischem Territorium heimisch. Geführte Touren und speziell für diesen Zweck errichtete Hochsitze (Waldobservatorien) ermöglichen eine Beobachtung des scheuen Riesen ohne diesen in seinem Lebensraum zu behelligen.

Eigentlich ist der ausschließlich im Dinarischen Karst vorkommende Grottenolm ein Schwanzlurch, der aber sein ganzes langes Leben lang im Stadium einer Larve verbringt und sozusagen nie erwachsen wird. Hat er sauberes Wasser zur Verfügung, kann er ein Alter von 100 Jahren erreichen bei einem Maximalgewicht von nur 20 Gramm. Wegen seiner fast ausschließlich unterirdischen Lebensweise sind seine Augen degeneriert und verschwinden unter der Kopfhaut. Der Olm ist ein Raubtier, das aufgrund seines nährstoffarmen Habitats bis zu zwölf Jahre ohne Nahrung auskommen kann.

Der Grottenolm ist amphibisch, zusätzlich zu seinen Lungen hat er auch tiefrote Kiemenbüschel, er zeigt sich nur sehr selten an Land. Bis heute weiß man nicht, ob der Bestand der Tiere gefährdet ist, denn zu unzugänglich für den Menschen ist sein Lebensraum. Allerdings, auch dort, wohin der Mensch nicht vordringen kann, kann die Verschmutzung des Wassers schon unerkannt vorhanden sein. Heikel für die „Drachenbabys“.

In der Höhle von Postojna sind schon bedeutende und viel beachtete Zuchterfolge erreicht worden, dort gibt es auch eine Ausstellung zum Thema und Führungen. Hier bekommt man den im Verborgenen lebenden Höhlenbewohner auch garantiert zu Gesicht.

Honig und Honigwellness sind ein großes touristisches Thema in Slowenien. Besonders auf die autochthone Krainer Biene, „die Graue“ legen die slowenischen Imker so großen Wert, dass sie nationalen Schutz genießt und andere Bienenarten in Slowenien nicht kultiviert werden dürfen. Das Besondere an der Biene sind ihre Sanftheit, ihr Fleiß, Orientierungssinn und ein gewisser „Reinigungsfimmel“, der dazu beträgt, dass Parasiten wie etwa die Varroamilbe die Stöcke vergleichsweise selten befallen und die Bienen deshalb von manchen Krankheiten verschont bleiben. Aufgrund dieser Eigenschaften wird die Art lebhaft gehandelt und vor allem nach Mitteleuropa exportiert. Die „Krainer“ mit ihrer grauen samtenen Behaarung am Hinterleib ist eine Waldbiene, die auf das Ernten von Mehltau auf den Nadeln von Fichte und Tanne spezialisiert ist. Ihr Honig ist eine nationale Spezialität, die in Kulinarik und Wellness eine große Rolle spielt.

Wer tiefer in das Bienenthema eintauchen will, kann in der Nähe von Bled einen Lehrbienenstand besuchen und sich genau über das Leben der Bienen und die Zucht, die Gewinnung des süßen Goldes und seinen Einsatz in den verschiedenen Bereichen unterrichten lassen. Und auch selbst genießen, vor Ort und auch zur Mitnahme. Von diversen Honigsorten bis zum Honiglikör, getrockneten Früchten und tatsächlich: Luft aus dem Bienenstock. Eine Führung dauert eineinhalb Stunden und ist barrierefrei.

Sloweniens Pilze - Unterwegs mit Dr. Fungi

Echte Freude bereitet die Pilzsuche, wenn sie nicht nur eine Jagd nach möglichst großer, schmackhafter Beute ist, sondern vielmehr ein Rundum-Erlebnis, bei dem Naturerfahren und das Verstehen von komplexen Zusammenhängen im Biotop Wald genauso essentiell sind wie das Auslüften von Körper und Seele.

Ebensolches bietet die Tourismusregion Slowenien Interessierten an. Getreu dem Claim „Eins sein mit der Natur auf meine Art“ werden hier ganzheitliche Waldtouren bzw. Waldspaziergänge unter fachlicher Leitung geboten, die in die Welt der Pilze einführen. In ihr Vorkommen und Wachsen, ihre ökologische Bedeutung sowie ihren kulinarischen und gesundheitlichen Wert.

Im Vordergrund stehen je nach Jahreszeit vor allem die fünf in Slowenien am häufigsten auftretenden Speisepilze: Pfifferling, Steinpilz, Milchling, Riesenschirmling und Maronen-Röhrling. Sie sicher erkennen und von giftigen oder ungenießbaren ähnlichen Arten unterscheiden zu können steht genauso auf dem Programm wie das Erlebnis des Sammelns und fachgerechten Zubereitens selbst.

Dazu gehört natürlich auch die Kenntnis der Waldetikette und der rechtlichen Situation. Denn die Pilze insgesamt sind in ihrem Bestand mancherorts schon gefährdet – vom Klimawandel und seinen Auswirkungen auf die Baumbestände, mit denen Pilze symbiotisch oder parasitär verbunden sind, von der zunehmenden Trockenheit und dem Rückgang etlicher Baumarten – und, wenn auch nicht prioritär, von Sammelwut und der Entnahme zu großer Mengen, zu kleiner oder nicht mehr im vollen Saft stehender Exemplare. Die fachgerechte Unterweisung durch den jeweiligen „Dr. Fungi“ führt in die komplexen Zusammenhänge ein und  betrachtet dabei auch Pilzarten, die zwar nicht immer essbar sind, aber für die Lebensgemeinschaft Wald in der einen oder anderen Art von zentraler Bedeutung sind. Dabei spielen natürlich auch Kräuter, Moose, Farne und Insekten sowie Schnecken u. a. in ihrem Zusammenspiel mit den Pilzen eine bedeutende Rolle.

Zum guten Schluss

Natürlich ist Slowenien mit seinen Naturschönheiten nicht erschöpfend beschrieben , man müsste auch die Gastlichkeit, die vielfältigen kulinarischen Spezialitäten, den mediterranen Teil mit seiner sehenswerten Adriaküste, die Hügellandschaften im Osten und die archäologischen Schätze des Landes würdigen.

Aber das ist eine andere Geschichte…die wir gerne demnächst erzählen werden

Text: Werner Köstle
Bilder:
Aufmacher: Jasnasee © slovenia.info/Jost Gantar; Bild 1: Triglav © slovenia.info/janezmencinger; Bild 2: Jasna-See © slovenia.info/Tomo-Jesenicni; Bild 3: Felsengesicht Prisojnik © slovenia.info; Bild 4: Trail in den Julischen © slovenia.info/Jost Gantar; Bild 5: Soča © slovenia.info/Alan Kosmac; Bild 6: Marmorata-Forelle © Jonas Steiner/Schweizerischer Fischerei Verband SFV  www.sfv-fsp.ch; Bild 7: Bled ©slovenia.info/Jost_Gantar ; Bild 8: Feeninsel © slovenia.info/Andrej Tarfila; Bild 9: Bär im Wald © slovenia.info/Marc Graf; Bild 10: Zwei Bären © slovenia info/slovenianbears; Bilder 11 und 12: Grottenolm und unterirdischer Fluss © Postojna Cave, Slovenia; Bild 13: Schaubienenstand © slovenia.info/Jost Gantar; Bild 14: Braune Krainer in Aktion © slovenia.info/Marko Sinkovec; Bild 15: Auf Pilzsuche © Matjaz Ocko Sentjernej; Bild 16: Fliegenpilz und Alpensalamander © Dr. Fungi