Für unsere Rubrik „Stromern mit…“ drehen wir eine Runde mit bekannten Persönlichkeiten in oder auf elektrischen Fahrzeugen verschiedenster Art und lassen uns die Eindrücke von ihrem „E-Trip“ schildern. Daneben unterhalten wir uns natürlich auch über weitere Touremo-Magazinthemen wie etwa Naturerlebnisse, regionale Spezialitäten oder Nachhaltigkeit im Alltag.
Treffpunkt mit Hintergrund
Der Münchner Viktualienmarkt ist die perfekte Location für das Treffen mit Holger Stromberg und das nicht nur, weil die in reicher Fülle dargebotenen „Lebens-Mittel“ ein animierendes Ambiente für unser Gespräch mit dem Ausnahmekoch und Multitalent bieten. Die gewählte Örtlichkeit hat auch mit seinem neuen, großen Projekt für eine nachhaltige Nahrungsproduktion durch Kreislaufwirtschaft zu tun. Am Rande des Marktes befindet sich nämlich ein erster kleiner „Signature-Store“ der „Organic Garden AG“, der von auffallend vielen jungen Menschen frequentiert wird, die geduldig anstehen, um sich eine der verschiedenen veganen Hotdog-Variationen einzuverleiben.
Zum Termin hat Holger Stromberg gleich noch Martin Wild, seinen Partner und CEO der Organic Garden AG, mitgebracht. Und es sich – passend zum Thema – auch nicht nehmen lassen, mit seiner elektro-mobilen „Einstiegsdroge“, einem E-Mountainbike, vorbei zu kommen. Zu dem Gefährt kam er zufällig über seinen Job bei der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft, für die er als Koch und Ernährungsberater zehn Jahre lang tätig war.
E-Biken als Schlüsselerlebnis
Als sich das Team einst im Südtiroler Trainingslager auf die Weltmeisterschaft vorbereitete, stellte ein Fahrradhersteller Mannschaft und Betreuern verschiedene Mountainbikes für den Freizeitspaß zur Verfügung. Darunter auch ein Modell mit Elektroantrieb, das der damals eher untrainierte Sternekoch sogleich für eine Probefahrt auf die nächste Berghütte wählte. Der Gipfelritt geriet schließlich zum Schlüsselerlebnis, denn oben angekommen war er von der Aussicht völlig überwältigt. Aber auch von der Perspektive, künftig dank motorischer Unterstützung traumhafte Gefilde erobern zu können, die ihm allein durch den Einsatz von Muskelkraft bisher unerreichbar zu sein schienen.
Seitdem bewältigt der Ernährungsexperte so viele Strecken wie möglich auch in der Stadt mit dem E-Rad. Das spart ihm viel Zeit und auch der Trainingseffekt ist – trotz „eingebautem Rückenwind“ – nicht zu unterschätzen. Wenn der Terminkalender es zulässt, dreht er mit seinem rückenschonenden „Fully“ gerne eine Runde auf den Waldwegen seiner Wohnumgebung und, wann immer es seine Zeit zulässt, natürlich auch in den nahen Bergen. Für Stromberg eine gute Möglichkeit, den Kopf frei zu bekommen etwa nach langen Meetings.
Begeisterter E-Driver
Holger Stromberg bestätigt einmal mehr, dass das eigene Erlebnis, das Er-fahren von E-Mobilität, egal welcher Art, die zentrale Voraussetzung für die Aufgeschlossenheit gegenüber dieser Art der Fortbewegung ist. Und so beschränkt sich das „Stromern“ bei ihm inzwischen nicht allein auf das E-Biken. Da er nicht selten viel zu transportieren hat, entschied er sich kürzlich mit dem Mercedes EQV für einen E-Van, der für seine Zwecke ideal ist, da er ein großes Raumangebot für Passagiere mit großem Transportvolumen kombiniert. Mit diesem ist er voll und ganz zufrieden, wobei dem eher nüchternen Westphalen gar die Vokabel „sensationell“ über die Lippen kommt.
Und auch der E-Smart, sein zweiter vierrädriger Stromer „ist mega“, da er ein richtiges Go-Cart-Feeling vermittelt. Und weil auch das Laden daheim völlig problemlos funktioniert, hat sich Holger Stromberg folglich zu einem echten Fan der E-Mobilität entwickelt.
Ganz generell dürften für mich im Bereich der Mobilität unsere Ingenieure und Designer noch radikaler (um)denken. Das wird kommen, genauso wie bei den Köchen. Davon bin ich fest überzeugt.
Trotz seiner vielfältigen e-mobilen Erfahrungen, konnten wir dem Ernährungs-Visionär (?) am Ende noch ein neues, ganz besonderes, Fahrerlebnis verschaffen. Wir begaben uns nämlich mit dem „eFiaker“, einer Elektrokutsche der Fa. Pedalhelden auf eine Rundfahrt durch die Münchner Innenstadt. Unter den Augen und begeisterten Zurufen zahlreicher Passanten nahm uns der E-Kutscher mit auf seine gemütliche, bisweilen durchaus flotte, Sightseeing-Tour. Eine gute Gelegenheit unser Gespräch fortzusetzen.
Naturfreund
Holger Stromberg liebt und schätzt die Natur und ist, so oft es eben geht, draußen. So steht in seiner Lebensplanung auch noch die Übernachtung in einer Hängematte. Mitten im Wald. Aber so ganz allein ist ihm die Sache dann doch nicht ganz geheuer…Bis es also soweit ist, fährt er dann lieber noch die ein und andere Tour mit dem E-Rad in die Natur. Er ist aber auch extrem gerne in seinem Garten. „Da blühe ich auf, genauso wie die Blumen und Gräser um mich herum, denn ich schneide nur wenig. Ich lasse alles wachsen, wie es kommt. Auch „Unkraut“ ist oft schön und gehört für mich einfach zum Gesamtbild.“
Typische Lieblingsgerichte der Kindheit
Schon von Kindesbeinen an kam der Spross einer Münsteraner Gastronomie-Familie im wahrsten Sinne auf den Geschmack. Spielen in der Küche, mit seinem Vater am Fleischwolf stehen und mit ihm frühmorgens auf den Großmarkt gehen, das alles hat ihn früh geprägt. Genauso wie regionale Spezialitäten des Münsterlandes wie etwa das Ragout „Pfefferpotthast“, den er noch heute gerne mag, auch wenn er ihn schon länger nicht mehr gegessen hat. Aber auch bei Dicken Bohnen mit Speckcroutons und Bratkartoffeln, Stielmus, Kohlrabi-Gemüse, Möhrengemüse „durcheinander“, Linsentopf und anderen deftigen Spezialitäten der alten Heimat, läuft ihm alleine schon beim Gedanken daran das Wasser im Mund zusammen.
Hinwendung zu vegetarischer und Bio-Küche
Heutzutage kommen Fleischgerichte eher selten auf den Stromberg‘schen Teller. Dafür gibt es nicht den einen allein ausschlaggebenden Grund. Ganz unterschiedliche Erfahrungen haben zu einem Gesamtbild geführt. Schon seit Jahrzehnten registriert der Sternekoch die nicht hinnehmbaren Haltungsformen in der Tiermast, die Transport- und Schlacht-Praktiken, das sich verändernde Angebot auf den Fischmärkten, den omnipräsenten Einsatz von Pestiziden im Bereich der Nutzpflanzen und Mainstream-Züchtungen ohne Geschmack. Fleisch erscheint ihm immer weniger Wertschätzung zu erfahren und das Lebewesen, bevor es zur Wurst „skaliert“ wird, wird „volkstümlich vertuscht“. Hinzu kommt, dass ihn in den letzten Jahren seiner DFB-Tätigkeit die Themen Klima, Wachstum der Erdbevölkerung, Produktvielfalt im Überfluss, dafür aber Foodwaste und Plastik ohne Ende immer mehr beschäftigt haben. All das, in Zusammenhang mit eigenen gesundheitlichen Erfahrungen und Gesprächen mit Landwirten, Wissenschaftlern, Politikern sowie Kollegen haben dazu geführt, dass „Essen ändert alles“ zu seinem Leitgedanken und Menschen zu begeistern zu seiner Mission wurde. Dass es auch anders, besser geht als in der industriellen Nahrungsmittelerzeugung, erfahren die Leserinnen seiner Bücher und die künftigen Kunden von „Organic Garden“.
Text: Peter Grett
Bilder: Lutz Duerichen
Bild EQV: Mercedes-Benz