Im Oberpfälzer Wald, nahe der tschechischen Grenze, liegt im Naturpark Steinwald der kleine Ort Friedenfels. Dieser wurde nun als erste Destination mit dem neu geschaffenen Zertifikat „Naturerlebnisdorf in Bayern“ ausgezeichnet. Dies ist u.a. ein Fingerzeig darauf, dass Bayern sehr viel mehr Naturerlebnis-Potenzial aufweist als es auf den ersten Blick – der allenthalben meist auf die bayerischen Alpenregion gerichtet ist – erscheint. Erweitert und vertieft sich der Blick, tauchen Naturparadiese abseits des touristischen Mainstream auf, die es sozusagen in sich haben, wie die Grenzregion zu Tschechien mit ihren Anteilen am Bayerischen und Oberpfälzer Wald. Für den nachhaltigen Tourismus erschlossen wird dieses Gebiet u.a. durch den „Goldsteig-Qualitätsweg“, einer der Top-Fernwanderwege Deutschlands über 660 Kilometer von Marktredwitz bis nach Passau.
Friedenfels
Das Naturerlebnisdorf Friedenfels mit seinen 1300 Bewohnern liegt am Sonnenhang des Steinwaldes, des zweitkleinsten Naturparks Bayerns, südlich von Tirschenreuth im Oberpfälzer Wald. Gut markierte Rad- und Wanderwege zu vielen Aussichtspunkten, fantastische Felsformationen und Auwälder machen Friedenfels zum einem Outdoor-Paradies. Hier ist man sich einig, was man nicht will: Massentourismus, Hektik, Lärm und die Natur als Gebrauchsware. Vielmehr wird Wert gelegt auf Besinnung, Erholung, Ruhe und ein Einswerden mit der natürlichen Umgebung. Dieses Bekenntnis ist die Grundlage des Zertifikats, zusammen mit der natürlichen „Ausstattung“, den Waldbächen, die zu Waldnaab, Ilz und Regen zusammenfließen, den schroffen Granit- und Basaltfelsen, die aussehen, als hätten sie Giganten in einer jähen Laune aufgetürmt, den Beinahe-Urwäldern und den freien Wiesenflächen, die ein beeindruckendes Gefühl der Weite erzeugen. Dazu die Bau-, Brau- und Wirtshauskultur, die das malerische Bild vervollständigen. Weit über die Region hinaus bekannt ist beispielsweise der Zoigl, ein ganz spezielles Bier, das nach alter Tradition in manchen Orten noch in Bürger- bzw. Kommun-Brauhäusern hergestellt wird.
Zertifikat Naturerlebnisdorf
Das amtliche Zertifikat „Naturerlebnisdorf“ ist das „flachländische“ Pedant zum Prädikat „Bergsteigerdorf“ in Deutschland und Österreich. Immer geht es dabei um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Bedürfnissen der Natur, der Kultur und dem Tourismus. Die beiden Verbände Naturfreunde und Wanderverband Bayern e.V. sind in Bayern die Träger der Zertifizierung, die aufgrund einer politischen Initiative im Bayerischen Landtag entstand.
Der Goldsteig, „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“
Auf dem „grünen Dach Europas“. Auch der Goldsteig kann ein Superlativ vorweisen, er durchzieht das größte zusammenhängende Mittelgebirgs-Waldgebiet Europas. Von Marktredwitz im Fichtelgebirge nach Passau am Zusammenfluss von Ilz, Inn und Donau, zieht der Goldsteig, nicht auf geradem Weg, sondern sich windend wie ein Lindwurm, seine Bahn. Es gilt das Motto: „Der Weg ist das Ziel“. Und dieser Weg, an sich schon nicht gerade verlaufend, und ausgreifend bis ins Böhmische, bietet eine geballte Ladung Natur. Das brachte ihm das Zertifikat „Qualitätswanderweg“ ein, von denen es in Deutschland nur wenige gibt.
Fünf Naturparke und zwei Nationalparke werden besucht, durchschritten oder erradelt und 660 Kilometer dabei zurückgelegt. Wenn man die Zubringerwege und Querverbindungen mitrechnet, sind es mehr als zweitausend.
Sein Name hat einen historischen Bezug: von der Donau nach Böhmen führte einst eine lukrative Handelsroute, der „goldene Steig“, nach ihm ist der Wanderweg, aber auch der Chamer Milchwirtschaftsbetrieb Goldsteig benannt. Der Weg, der in zahlreiche Etappen gegliedert ist, nimmt auch Rücksicht auf Kondition und Vorlieben der Wanderer. So gibt es eine Gipfelroute (Nordvariante) mit mehr als einem halben Dutzend Gipfelüberschreitungen sowie eine etwas gemütlichere Südvariante über sanfte Wiesen und Hänge, beide treffen vor Passau wieder zusammen.
Der Milchwirtschaftsbetrieb Goldsteig
Der sich auf nachhaltige Milchwirtschaft verpflichtete Betrieb besteht aus vier Erzeuger-Genossenschaften, in denen sich rund 3.100 landwirtschaftliche Betriebe zusammengeschlossen haben. Diese stammen vorwiegend aus Ostbayern, aber zum Teil auch aus dem angrenzenden Tschechien. Die grenzüberschreitende Kooperation liefert die Milch, aus der jährlich rund 102.300 Tonnen zu Produkten wie Butter und verschiedene Sorten Käse verarbeitet und in alle Länder der Europäischen Union vertrieben werden.
Die genossenschaftliche Organisationsform garantiert den engen Bezug der Molkerei zur Region und deren natürlicher Ressourcen. Nicht nur die Produktion, auch alle unternehmerischen Entscheidungen, das Marketing und das Bekenntnis zur Nachhaltigkeit fußen auf der Beteiligung der über 3.000 organisierten bäuerlichen Betriebe.
https://friedenfels.de/
https://www.natur-nachhaltig-erfahren.de/natur-erleben/6-natur-pur-steinwald-teil-1/)
https://www.wanderbares-deutschland.de/wege/alle-wege/goldsteig-von-marktredwitz-bis-passau-290ff03ed1
https://www.goldsteig.de
Text: Werner Köstle
Bilder: Tourismusverband Ostbayern e.V.