Folge 1
Erst nachdem die gröbsten Schäden nach dem dramatischen September-Hochwasser, welches das im Norden Niederösterreichs gelegene Waldviertel mit immenser Wucht heimgesucht hatte, behoben waren, konnten wir uns auf den Weg in diese Genuss-Region machen. Auf unseren „E-Trip“ nutzten wir diesmal den Crossover-Stromer Kona Elektro von Hyundai, den uns die Pressestelle des Herstellers zur Verfügung gestellt hatte.

Passagiere der Arche des Geschmacks

Da wir auf unseren Reportagereisen neben den jeweiligen Naturschönheiten auch stets die regionaltypischen kulinarischen Spezialitäten kennenlernen wollen, recherchierten wir auf der Waldviertelseite von Slowfood Österreich nach „Passagieren der Arche des Geschmacks“. In diesem weltweiten Biodiversitätsprojekt werden regional bedeutsame Lebensmittel, Nutztierrassen, Kulturpflanzen und traditionelle Zubereitungsarten vor dem Vergessen und Verschwinden bewahrt. Das Motto lautet: Essen, was man retten will!

Das erste Arche-Projekt im Waldviertel war dem Waldstaudekorn gewidmet, einer alten Roggensorte, die dort seit langem angebaut wird, aber drohte, in Vergessenheit zu geraten. Heute erfreut sie sich, wie auch die anderen Urgetreidesorten Emmer, Urkorn oder Dinkel wieder wachsender Beliebtheit.

Daneben befinden sich auf der Waldviertelarche u.a. die Rebsorte Roter Veltliner, die alte Kartoffelsorte Waldviertler Scheckerl, das Waldschaf und ca. 30 ursprüngliche Primitivpflaumensorten, die Waldviertler Kriecherl. Ein Arche-Passagier der ersten Stunde war auch das Waldviertler Blondvieh, eine robuste Rinderrasse, die perfekt an das raue Klima der Region angepasst ist. Zusammen mit dem Waldstaudekorn wurde sie als Presidio ernannt, was bedeutet, dass sie nicht nur geschützt, sondern auch aktiv gefördert wird.

Relativ kleine Wirtschaftsflächen und bäuerliche Höfe, die ihre Wiesen rund um den Betrieb haben, kennzeichnen noch heute vielerorts das Bild der Kulturlandschaft im Waldviertel. Die Flora der Weiden besitzt bedingt durch die kargen Boden- und rauen Klimaverhältnisse eine  spezielle und große Artenvielfalt an alpinen Gräsern und Kräutern. Entsprechend bilden hochwertiges Grünfutter und Heu die Basis für den einzigartigen Geschmack des Fleisches und der Milch des Blondviehs.

Waldviertler Blondvieh am Biohof Stieger

Natürlich wollten wir uns die Chance nicht entgehen lassen, diese schönen und seltenen Tiere leibhaftig kennenzulernen. Dazu besuchten wir den Biohof Stieger in Kirchschlag am Rande des Waldviertler Hochplateaus, wo uns die Bäuerin und Bürgermeisterin des Ortes Christina Martin herzlich empfing und ihre vierbeinigen Raritäten mit Äpfeln vor unsere Kamera lockte.

Im Jahr 1954, am Höhepunkt der Waldviertler Blondviehzucht, wurden in Niederösterreich 173.600 Tiere dieser Rasse gehalten. Die rasante Verdrängung durch die leistungsmäßig überlegene Zweinutzungsrasse Fleckvieh führte jedoch dazu, dass, als im allerletzten Moment ein Erhaltungszuchtprogramm im Jahr 1982 gestartet worden war, nur noch auf einen Restbestand von 23 Kühen und drei Stieren zurückgegriffen werden konnte. Uns interessierte natürlich, weshalb sich Christina Martin zusammen mit ihrem Mann, nachdem sie den elterlichen Hof übernommen hatten, entschied, den Betrieb auf Mutterkuhhaltung mit der weniger leistungsstarken Blondviehrasse statt des vormals gehaltenen Fleckviehs umzustellen. Ihre Beweggründe sind vielfältiger Natur: Zum einen war sie schon als Kind und Jugendliche von diesem lebenden Kulturgut ihrer Heimat angetan und wünschte sich zur Matura, auf deutsch: zum Abitur, ein Tier dieser hübschen Rasse. Zu ihrem Leidwesen wurde ihr diese Bitte verwehrt und so spielt bei ihrer späteren Entscheidung auf Blondvieh umzustellen, vielleicht auch ein wenig Trotz eine Rolle…Hauptsächlich ist die Familie jedoch davon überzeugt, mit den robusten, an die rauen Bedingungen der Region seit Jahrhunderten angepassten Rindern, die ideale Wahl für die Weidehaltungsform getroffen zu haben. Und nicht zuletzt auch, weil die Kunden die vorzügliche Fleischqualität ihrer Tiere schätzen. Bekannt ist der Biohof mit Direktvermarktung (nach Voranmeldung) auch für sein Hauptprodukt, ein Roggenvollkornbrot mit Sauerteig aus dem Holzofen.

Kunden des Biohofs Stieger schätzen neben den Blondviehspezialitäten besonders auch das Roggen-Holzofenbrot

Entspannte Anreise

Wer sich auf eine längere Reise mit einem Elektroauto begibt, macht sich naturgemäß vorab Gedanken über Lademöglichkeiten und die Reichweite seines Stromers. Hyundai verspricht bei seinem Crossover Kona Elektro mit serienmäßiger Bereifung eine Range von maximal 514 Kilometern, die sich in unserem E-Trip mit 19-Zöllern und real auf knapp 400 Kilometer belief. Eigentlich ausreichend, um unser erstes Etappenziel, den 350 Kilometer von München entfernten Biohof Stieger zu erreichen. Dennoch gönnten wir uns zur Sicherheit gleich nach der Grenze in Braunau noch einen kleinen Schluck aus der Schnellladepulle. Anders als die größeren Ioniq-Stromer von Hyundai verfügt das kompakte E-SUV nicht über ein Bordnetz mit 800-Volt-Ladespannung, sondern nur über die gängige 400-Volt-Technik. Besonders schnelles „Stromtanken“ ist angesichts einer maximalen DC-Ladeleistung von 103 KW daher nicht drin. Wer es auf längeren Strecken eilig hat, würde sich bestimmt darüber freuen, das Fahrzeug kürzer als zwischen einer Dreiviertel- und einer Stunde von zehn auf 80 Prozent befüllen zu können. In der Tat, ein bestenfalls mittelmäßiger Wert in dieser Stromer-Kategorie.

Der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur ist im Waldviertel weit fortgeschritten

Wir hatten jedoch Zeit und so fiel es auf unserer gesamten Route nicht besonders ins Gewicht hier und da die Wartezeit etwas länger in einem gemütlichen Café verbringen zu „müssen“. Auch wenn es bei keiner unserer Übernachtungsdestinationen auf der Reise eine Lademöglichkeit gab, mussten wir nie befürchten, lange nach Chargern Ausschau zu halten. Der Grund dafür liegt in der nahezu flächendeckenden öffentlichen Ladeinfrastruktur im Bundesland Niederösterreich, in dem sich das Waldviertel befindet. Insgesamt sind hier über 4600 Ladepunkte verzeichnet, davon sogar über 800 an Hyperchargern.

Der Kona Elektro, ein komfortables Reisegefährt

Der reinelektrische Kona kam 2018 auf den Markt und unterschied sich äußerlich durch die geschlossene Frontpartie von den weiteren Antriebsvarianten desselben Modells, was auch beim 2020 erfolgten Facelift mit einer dynamischeren Anmutung beibehalten wurde. Schon bald avancierte der Hyundai-Stromer zu einem der erfolgreichsten E-Modelle in Deutschland und auch der seit April 2023 erhältlichen zweiten Generation dürfte ein ähnlicher Erfolg beschieden sein. Dieser wurde etwas mehr Länge und Breite spendiert und der Radstand verlängert. Exterieur und Innenraum erscheinen nun im modernen Pixel-Design, außen mit charakteristischen, Front und Heck querenden LED-Leuchtbändern.

Beim Cruisen durch die herrlichen Landschaften des Waldviertels überzeugte uns besonders die leichtgängige Lenkung und die ausgewogene Fahrwerksabstimmung, die sich selbst auf etwas ruppigerem Terrain bestens bewährte. Kurzum, zusammen mit den sogenannten Relaxsitzen vermittelt der in Tschechien produzierte, koreanische Stromer ausgesprochen komode Fahrerlebnisse.

Was uns ebenfalls positiv auffiel: Neben den beiden jeweils 12,25 Zoll großen Displays, über die zahlreiche Informationen einfach und selbsterklärend aufgerufen werden können, stehen auch physische Elemente zur Verfügung, über die die wichtigsten Funktionen bedient werden. Nichts ist nämlich lästiger, als die einfachsten Einstellungen nur im x-ten Untermenü auf Screens verändern zu können.

Neben den beiden gut lesbaren Bildschirmen befinden sich im Cockpit auch Schalter und Knöpfe, um häufig aufgerufene Funktionen einfach verändern zu können.

Gut auch die Monitoranzeige des Totwinkelassistenten, die sich bei gesetztem Blinker zuschaltet und beim Spurwechsel oder Abbiegen ein hilfreiches Sicherheitstool darstellt. Weniger begeistert waren wir von der Sprachassistenz, mit der es so manche Verständigungsproblem gab, obschon wir uns bewusst einer bayerisch gefärbten Aussprache enthielten…

Die Rekuperation lässt sich mit Hilfe von Lenkradpaddels bequem einstellen, die Fahrmodi - Eco, Normal, Sport und Snow – werden über einen Drehregler in der Mittelkonsole verändert. Wir wählten wie stets den sparsamen Eco-Modus, den sich der Wagen jedoch partout nicht merken will, wodurch er bei jedem Neustart über den vorgegebenen Normal-Modus erst wieder angesteuert werden muss. Lästig.

Die vier Fahrmodi lassen sich über einen Drehregler in der Mittelkonsole einstellen.

Apropos: Zum Erlebnis des relaxten Dahinschwebens in einem Stromer gehört auch die relative Stille im Innenraum. So auch beim an sich leisen E-Kona. Es sei denn, die Ruhe wird durch ein häufig auftretendes Pling-Pling  unterbrochen, das diverse Assistenzsysteme mit einer gewissen Penetranz hervorrufen. Entweder registriert die Kamera des Aufmerksamkeitskontrolleurs einen kurz abschweifenden Blick oder es meldet sich der Detektiv namens Spurhalteassistent, bevor schließlich der gestrenge Tempopolizist an Bord ein Überschreiten der zulässigen Geschwindigkeit sanktioniert. Optisch, aber auch mit dem erwähntem, nervigem Pling-Pling. Was bereits bei einem um ein bis zwei km/h überschrittenen Speedlimit der Fall ist. Dies stellt indes keine unfreundliche Eigenheit von Hyundai dar. Ein solches System ist nämlich inzwischen gesetzlich vorgeschrieben. Allerdings darf es abgeschaltet werden, was jedoch vor jeder Fahrt aufs Neue vorgenommen werden muss. Dass man sich dabei beim Kona durch Untermenüs bewegen muss statt für diese Funktion ein einmaliges Tippen zu ermöglichen, ist - wir kennen es schon – lästig.

Faszinierendes Mosaik unterschiedlichster Landschaftstypen

Besucher, die verschiedene Gegenden des Waldviertels durchfahren, begeistert insbesondere die Vielgestaltigkeit der Region. Zwar dominieren mancherorts reine Wirtschaftsforste mit Fichten als Hauptbaumart, doch laden auch artenreiche Misch- und Erlenbruchwälder zu Erkundungen ein. Ebenso Naturräume mit Bächen, Flüssen und Teichen, Mooren, Schluchten, Klammen, sanften Hügeln, malerischen Bergketten, Heidelandschaften sowie weitläufigen Feldern und Weinbergen.

Kein Wunder also, dass es gleich sechs Naturparke mit jeweils ganz eigener Charakteristik im Waldviertel gibt und daneben noch den grenzüberschreitenden Nationalpark Thayatal.

Auch im Waldviertel gedeihen auf weiten Feldern die v.a. aus der Steiermark bekannten Ölkürbisse

Auf die verschiedenen Naturjuwele werden wir ausführlich im dritten Teil unserer Waldviertelreportage eingehen.

Arche Noah - ein Eldorado für Gartenliebhaber und Sortenfahnder

Nachdem wir uns einer seltenen Nutztierrasse gewidmet hatten, führte uns der Weg schließlich nach Schiltern zu einem weiteren Hotspot agrarischer Biodiversität, nämlich zum Verein „Arche Noah“, der sich für den Erhalt, die Verbreitung und die Entwicklung vom Aussterben bedrohter Kulturpflanzensorten einsetzt. Er wurde im 1989 auf Initiative von Gärtnern, Bäuerinnen und Journalisten gegründet, die das Saatgut als Grundlage der Ernährung buchstäblich wieder in die eigenen Hände nehmen wollten. Seit 1900 ist die Vielfalt unserer Kulturpflanzen durch die Industrialisierung der Landwirtschaft weltweit um 75% zurückgegangen, zudem gefährden Gentechnik, Saatgut-Monopole, Klimawandel und Kriege dieses kostbare genetische Erbe. Dabei ist die Vielfalt eine wahre Schatzkammer, die sicherstellt, dass sich Landwirtschaft und Gartenbau dank resistenter Sorten an veränderte Umweltbedingungen anpassen können. Und dass auch für extreme Bedingungen geeignete Kulturpflanzen zu Verfügung stehen. Und nicht zuletzt führt die Beschränkung auf wenige, ertragreiche Sorten auch zu einer Verminderung der kulinarischen Vielfalt und damit zu einer Geschmacksverarmung.

Dank der Unterstützung von inzwischen über 17 000 engagierten Mitgliedern und Förderern gelang es, tausende gefährdete Gemüse-, Obst- und Getreidearten zu retten und diese traditionellen und seltene Sorten wieder in die Gärten und auf den Markt zu bringen.

Axel Grunt, der für die Öffentlichkeitsarbeit bei Arche Noah zuständig ist, nahm sich viel Zeit, um uns durch den Schaugarten zu führen und gewährte uns sogar einen Blick hinter die Kulissen in die beeindruckende Samenbank. Dank seiner ausgewiesenen Expertise gelangten wir an faszinierende Informationen zu den einzelnen Apfel-, Birnen und Quittensorten auf der Streuobstwiese des Schaugartens.

Roter von Simonffi, eine kleine und geschmackvolle Apfelsorte, die sich speziell im Wald- und Weinviertel noch großer Beliebtheit erfreut

Und wir erfuhren nebenbei auch, dass die Sammlung von Arche Noah Samen, Zwiebeln und Knollen von ca. 5.500 verschiedenen Herkünften umfasst. Sie ist somit das größte bio-zertifizierte Samenarchiv in Europa. Von Anfang an lag der Schwerpunkt auf Gemüsesorten, insbesondere Hülsenfrüchten, jedoch auch Getreide, Hackfrüchte, Kräuter, Faser- und Färbepflanzen sowie Zierpflanzen sind enthalten. Viele haben ihren Ursprung in Mittel- und Südosteuropa.

Von großer Bedeutung ist neben dem periodischen Anbau von Vermehrungsmaterial vor allem auch die sachgerechte Lagerung des Saatgutes.

Wir möchten allen Besuchern der Region einen Abstecher zum Schaugarten wärmstens ans Herz legen. Vielleicht wird dadurch die eine oder der andere animiert, im heimischen Garten oder auf dem Balkon nicht nur hybride Allerweltssorten aus dem Gartencenter oder Baumarkt anzubauen, sondern gezielt nach alten Sorten zu fahnden. Auch, um durch sie neue kulinarische und ästhetische Erfahrungen zu machen.

Wer als Mitglied des Vereins dazu beiträgt, alte Sorten zu bewahren, profitiert auch persönlich von den zahlreichen, von Arche Noah organisierten Bildungsangeboten in Form von Führungen, Vorträgen oder Exkursionen.

Übrigens: Um über das wichtige Anliegen der Biodiversität in Gärten und auf Weiden kontinuierlich zu informieren, widmen wir auf natourerfahren.de dem Thema eine eigene Rubrik „Sorten, Rassen, Kulinarik“.

Text: Peter Grett
Bilder:
Aufmacher: Anett Tobies
Logo: Slowfood Waldviertel
Bild 1 und 2 Blondvieh: Anett Tobies
Bild 3 Brot: Biohof Stieger
Bild 4 Kona an Ladesäule: Anett Tobies
Bild 5 Kona auf Straße: Hyundai Presse
Bilder 6 und 7 Kona am Weingarten: Anett Tobies
Bild 8 und 9 Kona Interieur: Hyundai Presse
Bild 10 Kürbisfeld: Anett Tobies
Bilder 11 und 12 Pavillon und Saatgutgewinnung: Rupert Pessl
Bilder 13 und 14 Forschungsgarten und Obstbaum: Anett Tobies
Bild 15 Tomatenteller: Rupert Pessl
Bilder 16 und 17: Kleine Tomatensorten: Anett Tobies
Bild 18 Äpfel: Anett Tobies
Bild 19 Samenbank: Anett Tobies
Bilder 20 und 21 Radieschen und Bohnen: Arche Noah